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Treuhandstellen (THS) übernehmen die Verwaltung der   finanziert sind und das DIZ als technische Einrichtung häufig
               Einwilligungserklärungen auf Basis des Broad Consent  der   nicht über die Möglichkeiten verfügt, die Umsetzung zu for-
               MII sowie die Pseudonymisierung der Daten. Dabei sind sie   cieren. Nicht zuletzt bedarf die dauerhafte ausreichende Finan-
               Ansprechpartner für Patient:innen zur Wahrung ihrer Rechte.   zierung und das Personal-Recruiting einer Lösung. Hierzu
               Je nach lokaler Strategie sind dies unabhängige THS als eigene   sind neben öffentlichen Fördergeldern und Eigenmitteln der
               Einrichtungen, welche auch andere Consente verwalten, oder   Standorte auch neue Geschäftsmodelle vonnöten. Daher haben
               Basisfunktionalitäten innerhalb eines DIZ. Zukünftig vernet-  sich viele DIZ bereits Gedanken zu kostenpflichtigen Services
               zen sich die THS auch standortübergreifend (föderierte THS)   wie einer Kollaborationsunterstützung (z.B. Confluence) oder
               zum Zwecke des Record Linkage.                   Compute/Storage-Facilities für die Forschung über interne
                  In der MII wird das Prinzip der föderierten Datenhaltung   Leistungsverrechnung gemacht.
               verfolgt. Dies bedeutet, dass die Daten - soweit möglich - nicht   In den sechs Digitalen Fortschritthubs Gesundheit zeigen
               zentral zusammengeführt werden, sondern die Analysen zu   die DIZ darüber hinaus, wie auch nicht-universitäre Leistungs-
               den lokalen DIZ gebracht und dort ausgeführt werden. Zent-  erbringer in das Forschungsdatennetzwerk eingebunden wer-
               ral zusammengeführt werden dann nur die Teilergebnisse (z.B.   den können. Durch die Vernetzung von Patient:innendaten
               aggregierte Daten) der Auswertung ohne Personenbezug. Ver-  aus kleineren Kliniken und Arztpraxen soll der Datensatz zu
               bunden werden die DIZ durch Komponenten zur verteilten   Patient:innen vervollständigt und so eine neue Qualität der
               Suche auf Datenbeständen  (z.B.  das  Forschungsdatenportal   intersektoralen Forschung ermöglicht werden. Die Hubs stehen
               Gesundheit FDPG für Feasibility-Anfragen) und zur verteilten   hierzu auch mit den Forschungspraxis-Netzwerken in Kontakt.
               Analyse beispielsweise mit DataSHIELD.
                  Der Aufbau und die Erprobung der DIZ stand im Fokus   Zusammenfassung
               der Aufbau- und Vernetzungsphase der MII (2018-2022), in   Die Datenintegrationszentren sind zu einem unverzichtbaren
               der Ausbau- und Erweiterungsphase (ab 2023) werden die DIZ   Teil der vernetzten medizinischen Forschung geworden, auch
               zu einer effizient agierenden Routineinfrastruktur der vernetz-  wenn noch einige Entwicklung und Optimierung vonnöten
               ten medizinischen Forschung weiterentwickelt. Hierzu tragen   sein wird. Ihr volles Potenzial entfalten die DIZ dabei an den
               sowohl die Anwendungsprojekte der MII als auch die zuneh-  Standorten, wo sie Teil einer von Vorstand und Fakultät unter-
               mende Anzahl der Datennutzungsanträge bei.       stützten Digitalisierungsstrategie sind und eng mit der Klinik-
                  Auch wenn die DIZ durch die MII initiiert wurden, haben   IT verzahnt agieren. Die Services der Datenintegration sind
               sie schon heute eine weit darüberhinausgehende Bedeutung.   auch wichtiger Bestandteil weiterer (inter-)nationaler Netz-
               Als zentraler Knotenpunkt am Standort sind sie prädestiniert,   werke, so dass Synergien durch eine direkte Beteiligung der DIZ
               um Daten und Services auch für andere Netzwerke zur Verfü-  erreicht werden können.
               gung zu stellen. Beispielsweise arbeitet man seit 2021 im Pro-  Weitergehende Informationen zu den DIZ, ihren Services
               jekt Aligning Biobanking and DIC Efficiently (ABIDE_MII)   und lokalen Ansprechpartner:innen sind auf der Homepage der
               daran, die Datenausleitung des Biobankennetzwerks (GBA,   MII zu finden: www.medizininformatik-initiative.de.
               BBMRI) und die Patientendaten gemäß dem MII-Kerndaten-
               satz technisch und organisatorisch zu harmonisieren. Als eine
               von mehreren Infrastrukturen des Netzwerks Universitätsmedi-
               zin (NUM) werden die DIZ sich auch mit anderen Forschungs-
               netzwerken wie RACOON oder NAPKON hinsichtlich Syn-  DIZ-Siegel der
               ergien austauschen. Je nach Standort-Strategie werden die DIZ   Medizininformatik-Initiative (MII)
               damit zum Provider aller lokalen Knoten der Netzwerke.
                                                                    Die Datenintegrationszentren der MII leisten den
               Stand der Entwicklung                                Infrastrukturaufbau für die Nutzung von
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               Schon heute haben die DIZ ihre Leistungsfähigkeit in zahl-  Sie sind nachhaltige Einrichtungen an den
               reichen Projekten und Publikationen demonstriert. Gerade   Uniklinikstandorten, welche die Daten dezentral
               während der Pandemie wurden an vielen Standorten lokale   zusammenführen und für die bundesweit einheitliche
               Übersichten und Forschungsanfragen durch die DIZ bedient,   Nutzung aufbereiten. Dabei arbeiten sie
               welche nicht über die offiziellen MII-Strukturen sichtbar wur-  datenschutzgerecht und sicher und halten
               den. Dennoch bleiben noch viele Aufgaben offen, wie bei-  ethische und rechtliche Grundlagen ein.
               spielsweise die Datenqualität (Vollständigkeit, Korrektheit,
               Plausibilität von Versorgungsdaten) und deren Kommunika-  Quelle: MII Dachmarkenkommunikation
               tion zurück an die Kliniken. Auch die Einführung des Broad
               Consent ist an vielen Standorten eine große Herausforderung,
               da die Aufwände der Umsetzung nicht durch externe Mittel


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               GMDS-Praxisleitfaden „Das vernetzte Gesundheitswesen“
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