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bei ökonomischen Betrachtungen und den errechneten großen   Solange in einer Primärsystemumgebung gearbeitet wird, ist es
           Sparpotentialen, im wahrsten Sinne des Wortes unglaublich,   nicht unbedingt notwendig, auf Interoperabilität der Daten
           diese Mittelerfordernisse für Workflow und Infrastruktur ein-  zu bestehen. Erst, wenn die Daten für Dritte im Haus oder
           fach ausgeblendet werden. Referenziert man wieder auf das   extern benötigt werden, kommt das Thema Interoperabilität
           KHZG, dann ist der Fördertatbestand 3 für die Basisdigitalisie-  ins Spiel. Und diese Aufgabenstellung sollte man dann zentral
           rung wichtig, doch wird dieser Fördertatbestand überfrachtet   für ein Haus lösen. Legt man fest, dass verbindlich alle anfal-
           von „Muss-Anforderungen“, welche eigentlich an dieser Stelle   lenden Patientendaten in einer Plattform zusammengeführt
           zunächst nur behindernd sind, da die Lieferanten der Primär-  werden, kann man auf den Wegen zur Plattform oder in der
           systeme im Sinne einer Produktstrategie arbeiten, welche ins-  Plattform zunächst die infrastrukturelle Interoperabilität über
           besondere in Bezug auf die Interoperabilitätsanforderungen   Transformationsprozesse herstellen. (Heckmann et al., 2018)
           keinen Schnellschuss zulassen. Hier ist man dann wieder am   Das geschieht unabhängig von Lieferanten der Primärsysteme
           fehlenden Prozess- und Architekturbezug des KHZG. Warum   und gibt dem Krankenhaus eine gewisse Unabhängigkeit in der
           muss man denn die Primärsysteme damit überfrachten, wenn es   Datenverfügbarkeit. Des Weiteren bietet eine solche Plattform
           doch „Workflow-Konzepte“ gibt, die das Thema der Interope-  auch die Möglichkeit, nach dem jeweiligen Bedarf in der Pro-
           rabilität in einem Hause strategisch unabhängig von einzelnen   zesslandschaft eine stufenweise semantische Interoperabilität
           Lieferanten aufsetzen, um es in Harmonie zur Prozesslandschaft   für weiterführende Ansätze in Richtung „Entscheidungsunter-
           zu gestalten? Genau zu dieser Frage kommen wir im zweiten   stützung und Portale“ herbeizuführen.
           Block des Schichtenmodells.


































                    Abbildung: Schichten-Modell zur Digitalisierung in den Krankenhäusern Quelle: Marquardt, Kurt, 2022


           Denn nur auf der Basis einer infrastrukturellen und themeno-  Analysiert man dann noch die FTBs, welche das Thema
           rientierten semantischen Interoperabilität ist man in der Lage,  „Entscheidungsunterstützung“ betreffen, muss man sich über
           mit externen Institutionen (zu denen auch der Patient gehört)   die Simplifizierung dieser FTBs wundern. Entscheidungsunter-
           zu kommunizieren und in sektorale Entscheidungsunterstüt-  stützung basiert auf Datenanalysen in großen Datenbeständen,
           zung in Richtung „Predictive Medicine“ zu gehen. Aber es   welche aus der Versorgung resultieren. Diese Thematik an jeder
           ist sicherlich nicht zielführend, alle einzelnen FTBs mit die-  Diskussion in Richtung „Ethik-Kommission und Treuhandstel-
           sen extremen Anforderungen in Richtung Interoperabilität zu   len“ vorbeizuführen, muss schon als „naiv“ deklariert werden.
           überfrachten, vielmehr muss man zentrale Ansätze suchen, die   Für kleine und mittlere Häuser ist das eine nicht zu bewälti-
           in unterschiedlichen Architekturüberlegungen der Häuser zum   gende Hindernislandschaft.
           Zuge kommen.


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