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Meist entstehen hieraus Prozess-   eines Managed-Service), die keiner expli-  gleichem Maße die Herstellerindustrie
           und Datensilos, so dass auch Migrati-  ziten lokalen Systeminstallation (on pre-  als  auch  die  begleitende  Beratung.  Für
           onsszenarien teilweise nur mit hohem   mise) mehr bedürfen, besteht gerade in   die Krankenhäuser kann (und wird) die
           Aufwand und der Inkaufnahme von   den  Diensten  zur  Entscheidungsunter-  Digitalisierung eine Chance sein müssen,
           Datenverlusten  möglich  sind.  Damit   stützung sowie zum Patientenportal.  um den schwierigen Rahmenbedingun-
           limitiert sich aber die Möglichkeit, sys-  Damit verändern sich zusätzlich die   gen entgegentreten zu können. Für die
           temübergreifende Prozesse und Ressour-  Aufgaben und technischen Skills beste-  industriellen Partner wiederum stellt sich
           censtrukturen auf Basis der spezifischen   hender IT-Abteilungen. Neben der Auf-  die Frage, wie diese mit neuen Lösungen
           Entwicklungsprinzipien des Primärsys-  rechterhaltung  und Weiterentwicklung   und  Diensten sowie  der Verantwor-
           temherstellers abzubilden. Aus Sicht   der bestehenden Lösungen in den eta-  tungsübernahme ihren Kunden zur Seite
           einer sukzessiven und langsamen Digita-  blierten technischen Umgebungen tritt   stehen können, um deren Entwicklung
           lisierungsentwicklung - wie in den letz-  die Unterstützung des digitalen „Change   positiv zu begleiten, ohne dabei die Kun-
           ten 10 bis15 Jahren - ist diese Strategie   Prozesses“ und komplexer Projektierun-  denstruktur zu überfordern oder gerade
           für die viele Krankenhäuser durchaus   gen in den Vordergrund. Durch die suk-  im  Bereich  der  personellen  Ausstattun-
           zielführend  und  berechenbar  gewesen.   zessive Verlagerung bzw. Nutzung exter-  gen mit diesen massiv zu konkurrieren
           Für Einrichtungen des Gesundheitswe-  ner Dienste (s.o.) kommen den Aspekten   und so eine nutzenbringende Umset-
           sens, deren Digitalisierungsziele deutlich   der  Dienstleistersteuerung,  aber  auch   zung der angebotenen Lösungen zu ver-
           herausfordernder und dynamischer defi-  des Informationssicherheits- und Identi-  hindern. Der Gesundheits-IT-Beratung
           niert sind, bestand aber schon seit län-  tätsmanagements wachsende Bedeutun-  wird aber ebenfalls eine erweiterte Rolle
           gerem die Fragestellung, die Daten- und   gen zu, für die eine qualifizierte und aus-  zukommen. Hierbei wird das bisherige
           Dokumentenstrukturen mittelfristig   reichende Personalausstattung nicht nur   Rollenverständnis, dass die Beratung nur
           vom Primär-  und erzeugendem System   kurzfristig zur Verfügung stehen muss.  das Mandat des Krankenhauskunden
           zu entkoppeln und über andere Mecha-  Zusammenfassend kann man sagen,   vertritt, ggf. aufzubrechen oder zu erwei-
           nismen (z.B. IHE, FHIR etc.) sowohl   dass die Einrichtungen des Gesund-  tern sein. Der Berater wird auch Partner
           langfristig aufzubewahren als auch   heitswesens neben allen strukturellen   der Systemhersteller, um beide Seiten
           nutzbar zu machen. Diese geänderten   ökonomischen und personellen Her-  projektspezifisch zu ihrem gemeinsamen
           Anforderungen an die Architektur und   ausforderungen auch vor einer massiven   Erfolg zu führen und notwendige fachli-
           Ziele eines Krankenhausinformations-  Herausforderung durch die Digitali-  che oder personelle Lücken zu überbrü-
           systems,  nämlich  die  Nutzbarkeit  von   sierung des Gesundheitswesens stehen.   cken.
           strukturierten Daten für eine übergrei-  Diese Herausforderung trifft aber in
           fenden Prozess- und Ressourcensteue-
           rung  sowohl  im  unmittelbaren  Patien-
           tenbehandlungsprozess als auch in den
           Sekundär- und Tertiärprozessen ohne
           die langfristige  und  revisionssichere
           Aufbewahrung der Patientenakten einzu-
           schränken, wurden durch die zeitlichen
           und inhaltlichen Rahmenbedingun-
           gen des KHZG zusätzlich intensiviert.
           Gerade im geforderten Bereich der Ent-
           scheidungsunterstützung, aber auch für
           eine Datenweitergabe im Rahmen von
           Patientenportalen und der Kommunika-
           tion mit dem niedergelassenen Bereich
           entwickeln  sich  neue  Lösungen  und
           Lösungsanbieter unabhängig von den
           üblichen Primärsystemanbietern, die
           deutliche Prozessoptimierungen erwar-
           ten  lassen, ohne die üblichen  hohen
           internen Parametrisierungsleistungen
           erbringen zu müssen. Das Angebot von
           serviceorientierten Lösungen (im Sinne   Dr. Andreas Beß, Vorstandsmitglied, Vorstand, promedtheus Informationssysteme für die Medizin AG


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