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Der Bundesverband der Krankenhaus IT-Leiterinnen / Leiter e. V.
Wissenschaft ohne die Praxis ist aber letztlich Horst-Dieter Beha: Die Diskussion über eine formelle Koope-
brotlos und umgekehrt muss es gerade darum ration wurde in der Vorstandsspitze des KH-IT schon über
viele Jahre geführt. Eigentlich kenne ich sie seit 2003, als ich
gehen, Ansätze aus der Forschung in die Praxis selbst in den Vorstand eingetreten bin. Immer scheiterte das
umzusetzen und der Wissenschaft Impulse aus Fortkommen des Vorhabens an dem berühmten unsichtbaren
dem Alltag in den Krankenhäusern zu geben. Graben, der oft die Wissenschaft von den Praktikern trennt.
Die Mehrheitsmeinung war, dass sich die Themen und Zielset-
zungen beider Verbände doch zu sehr unterscheiden würden,
um eine enge Zusammenarbeit begründen zu können.
Wissenschaft ohne die Praxis ist aber letztlich brotlos und
umgekehrt muss es gerade darum gehen, Ansätze aus der
Forschung in die Praxis umzusetzen und der Wissenschaft
Impulse aus dem Alltag in den Krankenhäusern zu geben. Wir
haben uns deswegen nun dazu entschlossen, diesen gemein-
samen Weg künftig zu gehen und damit auch vermeintliche
Gräben zu übersteigen.
Helmut Schlegel: Welchen konkreten und darstellba-
ren Nutzen oder Mehrwert können Ihre Mitglieder
aus der vereinbarten Kooperation gewinnen?
Horst-Dieter Beha: Einige wichtige Themen sind im Vorfeld
der Kooperation bereits konkret benannt worden. Um die
Schwelle zwischen Forschung und Praxis abzubauen, kann
ein vermehrter Austausch von Referentinnen und Referenten
auf den Tagungen beider Organisationen beitragen. Bei allen
Praxislösungen und dem berühmten Handeln nach Bauch-
gefühl tut manchmal auch ein Blick auf die theoretischen
Grundlagen gut, um den eigenen und den Standort der Praxis
zu bestimmen. Umgekehrt kann ein Vortrag bei der GMDS Horst-Dieter Beha, Vorsitzender, Bundesverband der
aus der Praxis aufzeigen, was von den Ideen und zunächst Krankenhaus IT-Leiterinnen/Leiter KH-IT
abstrakten Konzepten konkret umgesetzt werden kann und
wird. Ähnliches gilt für die gegenseitige Mitarbeit in Arbeits-
gruppen und bei Workshops, ohne sich dort fremd fühlen zu Ich möchte auch nicht verhehlen, dass sich die GMDS von
müssen. Das kann bis hin zu gemeinsamen Projektgruppen dieser Kooperation verspricht, dass ihre Jahrestagungen für
führen. Krankenhaus IT-Leiterinnen und IT-Leiter attraktiver wer-
Praxisorientierte Praktika (das sagt je eigentlich schon der den. Wir hoffen sehr auf eine Intensivierung des Dialogs und
Name) in den Krankenhäusern, Hilfestellung bei Umfragen schaffen so unseren Mitgliedern, und dazu gehören auch die
zu aktuellen wissenschaftlichen Themen und die gegenseitige Studierenden, mehr Möglichkeit zur Kooperation mit Praxis-
Nutzung von Expertisen können die Zusammenarbeit voran- partnern.
bringen.
Helmut Schlegel: Nun die thematische Folgefrage:
Prof. Alfred Winter: Herr Beha hat bereits die inhaltliche Wo sehen Sie persönlich erschließbare Synergien oder
Zusammenarbeit bei unseren Tagungen und Kongressen z.B. Innovationspotentiale für die der medizinischen
durch gemeinsame Workshops und auch durch Vorträge Informatik und/oder für die IT im Krankenhaus?
angesprochen. Der Kooperationsvertrag wird dies in Zukunft
schon alleine dadurch erleichtern, dass vorher nicht mehr
lange überlegt werden muss, ob denn die Spitze des jeweils
anderen Verbandes einen gemeinsamen Workshop haben will
oder nicht. Herr Beha und ich haben es jetzt für unsere Ver-
bände unterschrieben: wir wollen es!
Krankenhaus-IT Journal 6 /2020
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