Page 66 - KrankenhausITJournal_Ausgabe062020
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Der Bundesverband der Krankenhaus IT-Leiterinnen / Leiter e. V.
Stellungnahme des Bundesverbands
der Krankenhaus-IT-Leiterinnen und -Leiter KH-IT e.V.
zum Entwurf der Förderrichtlinie zum KHZG
er tiefere Blick in die Förderrichtlinie zeigt – nicht völ- Der Praxisbezug der Autoren und ihrer Berater lässt leider sehr
Dlig überraschend – dem Praktiker, dass die Autoren eine zu wünschen übrig. Eine Hospitation in der Krankenhaus-IT
recht klare Vorstellung vom digitalen Krankenhaus der Zukunft würden wir sehr begrüßen und natürlich unterstützen – in der
haben. Leider scheint dabei der Blick in die Realität verloren Hoffnung, besser vermitteln zu können, wo die eigentlichen
gegangen zu sein. Hindernisse für die Digitalisierung der Krankenhäuser liegen.
Im Ergebnis sind die Pflicht-Anforderungen in den Fördertatbe- Der Förderrichtlinie fehlt der Bezug zur realen IT-Welt der
ständen oftmals nicht erfüllbar. Die geforderte vernetzte schöne Krankenhäuser, damit werden die Digitalisierungsziele des
digitale Welt existiert im Krankenhaus leider nur sehr selten. KHZG gefährdet.
Die deutschen Krankenhäuser leiden seit Jahren unter kras- Der hohe Anspruch des KHZG, den Einsatz von digitalen
ser Unterfinanzierung, in einer umfangreichen Studie unseres Lösungen im Gesundheitswesen, insbesondere in den Kranken-
Bundesverbands haben wir bereits 2018 nachgewiesen, dass den häusern durch ein Gesamtbudget von 4,3 Mrd. € spürbar und
IT-Abteilungen in den kommenden fünf Jahren mindestens 11,6 nachhaltig zu fördern, wird in großen Teilen durch die Förder-
Mrd. € fehlen. richtlinie konterkariert.
Die Förderrichtlinie setzt mit dem KHZG daher auf einem Wünschenswert ist, wenn in der Förderrichtlinie konkreter
Stand auf, der für die meisten Häuser nicht existiert. Damit steht beschrieben wird, nach welchen Kriterien die Entscheidung über
die Förderrichtlinie auch im krassen Widerspruch zu den mit die Anträge erfolgen soll. Dies wäre eine Chance gewesen, die
dem Gesetz veröffentlichten Kommentaren, die dem Verdacht, im Gesetz recht widersprüchlich formulierten Meilensteine klar
dass nur bereits stark digitalisierte Häuser gefördert werden sol- darzustellen.
len, entschieden widersprochen haben.
In dem Zusammenhang ist auch der Zeitplan zur Vorbereitung
Das größte Manko sind die mit dem Gesetz nicht abgedeckten fundierter Anträge sehr eng. Die notwendigen Meilensteine
künftigen Betriebskosten (z.B. Wartung, personelle Aufsto- eigene Bedarfsanalyse, Marktanalyse für verfügbare Lösungen,
ckung, laufende Software-as-a-service-Kosten). Dies kann dazu Kostenschätzung bis hin zur eigentlichen Antragsformulierung
führen, dass die Lösungen nicht langfristig betrieben werden. können nur rudimentär durchlaufen werden. Hier wäre eine
Damit dürfte das Ziel einer nachhaltigen Digitalisierung des Klarstellung über die Auswahlkriterien zur Bewilligung von
Gesundheitswesens, insbesondere der Krankenhäuser, nicht Anträgen wichtig.
erreicht werden.
Im Gesamtverfahren ist auch der zeitliche Aufwand für Aus-
Unter diesen Rahmenbedingungen rechnen wir nicht mit einer schreibungs- und Vergabeverfahren (VOL) nicht berücksichtigt.
grundsätzlichen Revision der Förderrichtlinie, auch wenn dies Hier hätte es in der Ausgestaltung der Förderrichtlinie die Mög-
die einzig richtige Maßnahme wäre. lichkeit gegeben, einfache Vergabeverfahren zuzulassen.
Krankenhaus-IT Journal 6 /2020
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