Page 68 - KrankenhausITJournal_Ausgabe062020
P. 68

Der Bundesverband der Krankenhaus IT-Leiterinnen / Leiter e. V.




            
           Weiterhin werden digitale Aufklärungsbögen und -filme gefor-  Mehrfach wird in den Fördertatbeständen auf die Übernahme
           dert. Hier sollte bekannt sein, dass die Abrechnungsmodelle   und sogar die Bereitstellung von Daten der Smart-Devices und
           überwiegend nach einem on-demand-Bezahlverfahren laufen,   Wearables der Patienten verwiesen.
           also pro Bogen und Film zu zahlen ist. Diese Kosten sind nach    
           der Projektzeit nicht mehr über die Fördermittel refinanziert,   Dies ist kritisch zu sehen. Hier ist generell die Validität und
           können sich aber bei einem Haus mittlerer Größe auf einen   somit die Relevanz hinsichtlich der Nutzung im weiteren medi-
           jährlichen 6-stelligen Betrag summieren. Dieser Grund könnte   zinischen Prozess in Frage zu stellen. Nur MDR-/ MPG-zertifi-
           ebenfalls dazu führen, dass für Portale nur wenige Anträge   zierte Lösungen mit standardisierten Schnittstellen dürften hier
           gestellt werden.                                 die nötige Sicherheit für den Arzt geben, sich auf diese Daten
                                                            verlassen zu können.
           Ein weiterer Punkt. Warum soll zwingend in der Pflegedoku-   
           mentation mittels Spracherkennung gearbeitet werden?   Damit einher geht auch ein gravierendes IT-Sicherheitsproblem,
                                                            das sich nur schwerlich lösen lässt: Fremde Geräte müssen an
           Das Ziel einer zeit- und ortunabhängigen Dokumentation kann   die Infrastruktur des Krankenhauses angeschlossen werden. Das
           auch über innovative, app-basierte Lösungen auf  Tablets oder   birgt, auch weil kein Zugriff auf die Geräte selbst möglich ist,
           Smartphones realisiert werden. Die Spracherkennung wird eher   erhebliche Gefahren und Risiken bzgl. Schadsoftwarebefall der
           weitere Probleme nach sich ziehen.               Krankenhaus-IT. Hier wird der Weg über die TI und die ePA der
                                                            sichere Weg sein, wenn auch der medizinische Nutzen in Frage
           Zum einen sind die in der Regel hohen Lizenzkosten für die ent-  zu stellen ist.
           sprechenden Module zu nennen, da sich eine internetbasierte    
           Erkennung via Internetdiensten von Apple, Google, Amazon   Zusammengefasst sind die Förderrichtlinien im vorliegenden
           usw. aus Datenschutzgründen verbieten sollte. Bei der Nutzung   Entwurf nur bedingt dazu geeignet, den Krankenhäusern den
           von Spracherkennung, vor allem wenn im Mehrbettzimmer oder   notwendigen Gestaltungsraum zu geben, den es braucht, um
           auf dem Flur die Dokumentation erstellt wird, ist der Daten-  sinnhaft Prozesse zu digitalisieren und die medizinische Ver-
           schutz sehr kritisch zu sehen.                   sorgung spürbar qualitativ voranzubringen. Es bleibt zu hoffen,
                                                            dass entscheidende Passagen bis zur Veröffentlichung überdacht
                                                            und korrigiert werden.




        Die Autoren aus dem KH-IT-Vorstand






























        Jürgen Flemming, Beisitzer-Presse- und   Reimar Engelhardt, stellvertretender Vorsitzender   Helmut Schlegel,
        Öffentlichkeitsarbeit (Einleitung);     (Kernteil der Rückmeldung);          Kooperationsbeauftragter (Anhang)



                                                                                   Krankenhaus-IT Journal 6 /2020
      068
   63   64   65   66   67   68   69   70   71   72   73