Page 72 - KrankenhausITJournal_Ausgabe062020

Der Bundesverband der Krankenhaus IT-Leiterinnen / Leiter e. V.

eine republikweite, sinnhafte Planung Rennen ums Geld Krankenhauslandschaft insgesamt weiter
der Gesundheitsversorgung auf sacho- Somit wird es also ein Rennen ums Geld sinnhaft zu digitalisieren. Und was das
rientierter Ebene zuzutrauen ist als den geben, wer zuerst kommt mahlt zuerst. dann kosten würde. Allerdings darf man
Ländern. Oder? nicht so naiv sein, wirklich mit weite-
Aber halt. Natürlich ist die Geldver- ren Geldern zu rechnen. Auch die PPR
Nachholbedarf für die teilung nicht als warmer Regen für alle wurde seinerzeit abgeschafft, als sie den
Digitalisierung und nach transparenten Verteilungs- sachlichen Nachweis brachte, es werden
Zurück zum Gesetz der Krankenhaus- schlüsseln gedacht. Es soll darum gehen, mehr Pflegekräfte benötigt.
zukunft. Auch dieses Gesetz wird Kran- mit den Mitteln Digitalisierung und Allerdings bedingt dieses, durch-
kenhausschließungen nicht verhindern, medizinische Innovationen durch IT- aus zu begrüßende Vorgehen, ein Bild
sondern wie bisher auch subtil fördern. Unterstützung voranzubringen. Damit der digitalen Krankenhauslandschaft
Es fehlt weiterhin eine zweckmäßige, nun nicht jedes Krankenhaus meint, mit zu gewinnen, ein einheitliches Reife-
sinnhafte, vorausblickende und nach- jeglicher Idee den Bedarf begründen zu gradmodell. Interessant war die letzten
vollziehbare bedarfsorientierte Kran- können, hat Herr Spahn sich des digita- Wochen zu sehen, wie viele Mails von
kenhausplanung mit dem Aufzeigen len Reifegradmodells erinnert und dieses diversen Beratern dazu einluden, nun
von Alternativen. Denn allein bei der als Maßstab für den Erfolg des Gesetzes schnell den Reifegrad zu ermitteln, um
Rechnung 4,3 Mrd. Euro geteilt durch festgelegt. die nötigen Anträge zu stellen und in den
rund 1.800 potentiell in Frage kommen- Genuss der Fördermittel zu kommen. Zu
der Krankenhäuser ist das ein Betrag Reifegrad ermitteln einem Zeitpunkt, zu dem noch nicht klar
von rund 2,4 Mio. Euro je Krankenhaus. Um hierbei keinen Wildwuchs zu ist, welche Reifegradmodelle anerkannt
Eine Studie des KH-IT in Zusammenar- beschwören, soll es eine wissenschaftlich werden.
beit mit der Dualen Hochschule Baden- begleitete Erhebung geben, die auf Basis
Württemberg aus dem Jahr 2017 ergab der Selbstauskunft den Reifegrad ermit- Auswertung zur Digitalisie-
einen zusätzlichen Finanzbedarf der IT. telt. Offen ist noch welche anerkannten rung der Krankenhäuser
Die Zielsetzung war alleine das Auf- Reifegradmodelle dafür vom Ausschrei- Laut Gesetz soll bis zum 28.02.2021 die
holen des schon in 2017 vorhandenen bungsgewinner akzeptiert werden. Nach Forschungseinrichtung – also eine Hoch-
Nachholbedarfs für die Digitalisierung. zwei Jahren ist dann nachzuweisen, ob mit schule oder Universität – mit der Aus-
Nun sind schon fast vier Jahre vergan- den dann ausgegebenen Mitteln auch ein wertung zur Digitalisierung der Kranken-
gen, aber zusätzliche Finanzmittel für die höherer Reifegrad erreicht wurde. Wobei häuser beauftragt werden. Hierfür sind
IT wurden nichtverfügbar gemacht. Der Selbstauskünften auch immer der Geruch lt. Gesetzesunterlagen 11,5 Mio. Euro
Nachholbedarf dürfte inzwischen schon von manipulativer Eigennutzung anhän- vorgesehen. Die Ergebnisse sollen dann
wegen zusätzlicher Anforderungen weiter gig ist. In diesem Fall würde ein neutrales bis 30.06.2021 vorliegen.
gestiegen sein (KRITIS, Telematik usw.). externes Review notwendig sein? Denn Auch wenn es nicht so eindeutig for-
Damit dürften diese 4,3 Mrd. Euro nur zu groß wäre die Versuchung alleine die muliert ist, könnte diese Bewertung eine
als erste Anschubfinanzierung gesehen Leuchtturmprojekte zu bewerten und die Voraussetzung sein, um den Antrag auf
werden, sollten diese auch wirklich in den nicht vorhandene flächenweite Nutzung die Fördermittel bis 31.12.2021 zu stel-
IT-Budgets auftauchen. im ganzen Haus zu übergehen. len. Für die Anträge soll es bundesein-
Kommt nun Herr Spahn den Forde- Zumindest diesem Aspekt im Gesetz heitliche Vorlagen geben und sie sind an
rungen des KH-IT e.V. nach? Denn für kann man etwas Positives abgewin- die Länder zu richten. Diese wiederum
drei Jahre Förderzeitraum über 4,3 Mil. € nen. Ließe sich dann ja ein – zumindest sammeln die Anträge und reichen sie zur
wären es ja über fünf Jahre 7,2 Mil. €, also für den wahrscheinlich großen Teil an Prüfung und Bewilligung ans Bundesamt
bei weitem nicht der Betrag der ab 2017 antragstellenden Krankenhäusern – lan- für Soziale Sicherung (ehemals „Bundes-
vom KH-IT e.V. ermittelt wurde. Und desweiter, transparenter Reifegrad in versicherungsamt“) ein. Das BAS soll bis
in diesem Betrag waren weder Robotik Digitalisierung erheben und die Erkennt- zum 30. November 2020 Förderricht-
noch Telemedizin usw. enthalten. nis gewinnen, was nötig wäre, um die linien erlassen, in denen die Vorausset-

Krankenhaus-IT Journal 6 /2020
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