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Titelthema Kommunikation  „Wer geht zuerst: das Fax oder die Pande-









           mie?“, fragte der Deutschlandfunk mit
           Blick auf den öffentlichen Gesundheits-
           dienst während der Covid19-Pandemie.
           In vielen Gesundheitsämtern sind noch
           immer Faxgeräte und Excel-Tabellen im
           Einsatz. Die Frage ließe sich aber ebenso
           auf Arztpraxen und Krankenhäuser
           beziehen: Die Patientenakte im Regal,
           der Notizzettel für den nachfolgenden
           Dienst, das Fax an den niedergelassenen
           Kollegen – das papierlose Krankenhaus
           ist noch lange nicht Realität. Doch die
           Zahlen lassen hoffen: 82 Prozent der Kli-
           nikärztinnen und -ärzte wünschen sich
           laut Bitkom mehr Tempo beim Ausbau
           digitaler Angebote. Die Gründe liegen
           auf der Hand: Die Digitalisierung im
           Krankenhaus bietet das Potenzial, auf
           der Basis elektronischer Daten die medi-
           zinische Versorgung zu verbessern und
           Patienten den Zugang zu Informationen
           zu erleichtern. Dabei können digitale
           Lösungen wie Dokumentations- oder
           Assistenzsysteme das ärztliche und pfle-  Jörg Asma, Partner bei PwC Deutschland und zuständig für die Themen
           gerische Personal massiv von administ-  Digitalisierung und Sicherheit im Krankenhaus
           rativen und patientenfernen Tätigkeiten
           entlasten.                       gleichzeitig die Mittel und der Wille vor-  neue Möglichkeiten für datenbasiertes
                                            handen waren, sie zu modernisieren. Das   Trendmonitoring und Entscheidungs-
           Digitalisierung beginnt          macht sie an vielen Stellen so ineffizient,   unterstützungssysteme auf. Die elektro-
           mit dem Kampf gegen              dass ärztliches und pflegerisches Personal   nische Patientenakte ist eben auch ein
           Medienbrüche                     viel Zeit mit administrativen und manu-  Schlüsselsystem für alle weiteren Digita-
           Wie kann die digitale Kommunikation   ellen Tätigkeiten verbringt, die letztlich   lisierungsmaßnahmen.
           in Krankenhäusern Wirklichkeit wer-  am Bett des Patienten fehlt.
           den und einen Mehrwert schaffen? Die   Digitalisierung bedeutet nicht nur die   5G-Technologie schafft neue
           Herausforderung beginnt bei den zahl-  Chance, diese Strukturen und Prozesse   Anwendungsfälle digitaler
           reichen Medienbrüchen. Sie finden sich   einfach nur digital abzubilden, sondern   Kommunikation
           etwa bei der Übergabe zwischen den   sie ganz neu zu denken. Ein Beispiel   Auch Technologien wie 5G werden den
           Fachabteilungen im Haus oder sogar ver-  für solch eine intelligente Vernetzung   fundamentalen Wandel im Krankenhaus
           schiedenen Prozessen auf ein und dersel-  sind heute schon als PDMS-Systeme auf   weiter befeuern, der nicht nur die medi-
           ben Station, in der Dokumentation über   Intensivstationen im Einsatz. Hier kann   zinische Versorgung revolutioniert, son-
           den Patienten, zwischen den einzelnen   die digitale elektronische Patienten-  dern auch die Kommunikation zwischen
           Leistungserbringern, aber auch zwischen   kurve nicht nur das Pendant aus Papier   allen Akteuren verändert. Die Leistungs-
           den verschiedenen IT-Systemen, mit   ersetzen, sondern ermöglicht es, Vital-  parameter hinsichtlich Datendurchsatz,
           denen eine Klinik arbeitet. Grund dafür   daten des Patienten kontinuierlich zu   Latenzzeiten und der Anzahl an Endge-
           ist, dass die Strukturen, Prozesse und   überwachen und nicht mehr nur stich-  räten, die sicher und zeitgleich betrieben
           Systeme in Krankenhäusern – etwa in   probenhaft zu erfassen. Medizinisches   werden können, eröffnen ein neues tech-
           der Abrechnung oder Dokumentation –  Personal wird somit im ersten Schritt   nologisches Level. 
           oft historisch gewachsen sind und selten   entlastet, im zweiten Schritt tun sich




                                                                                   Krankenhaus-IT Journal 6 /2021
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