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Im Krankenhaus ergeben sich vielfäl- den Use Cases ergeben, beispielsweise mehr nur zwischen dem medizinischen
tige Nutzungsszenarien für die schnelle hinsichtlich der akzeptablen Latenzen Personal und dem Patienten oder seinen
Drahtloskommunikation. Grundlagen und Signallaufzeiten, aber auch hinsicht- Angehörigen statt, sondern auch zwi-
schafft sie beispielsweise hinsichtlich lich Sicherheit und Datenschutz, denn schen zahlreichen mobilen und integ-
der elektronischen und mobilen Doku- Krankenhäuser – insbesondere Betreiber rierten Geräten. So entsteht ein komple-
mentation und ermöglicht kostengüns- kritischer Infrastrukturen – treffen im xes sozio-technisches Kontinuum. Was
tige Datenverbindungen, wo sich heute Umgang mit sensiblen Patientendaten heute abstrakt klingt, ist morgen die
WLAN nicht wirtschaftlich realisieren hohe Anforderungen. Hier lassen sich selbstverständliche Umgebung im Alltag
lässt. Auch die Ablösung von DECT- Lösungen und Betriebsmodelle aus ande- der Gesundheitsversorgung. Für Kran-
Telefonie, Paging-Lösungen und die ren Industrien nicht ohne weiteres in die kenhäuser kommt es jetzt darauf an, Nut-
Versorgung von ganzen Gebäuden mit Gesundheitsversorgung übertragen. zungsszenarien zu entwickeln und deren
Netzzugang verspricht zunächst einmal Wirtschaftlichkeit sowie Finanzierungs-
die Schließung von bestehenden digi- Die Weichen werden möglichkeiten zu prüfen. Hinsichtlich
talen Versorgungslücken und Kostener- jetzt gestellt der KHZG-Fördermittel sollte geprüft
sparnisse im Infrastrukturbetrieb. Dazu Wer sich rechtzeitig diesen Fragen stellt werden, inwieweit sie in zukunftswei-
kommen neue Anwendungsfälle, die und beginnt, die nötigen Voraussetzun- sende Netzstrukturen investiert werden
Krankenhäuser die Transformation zu gen zu schaffen, eröffnet den Eintritt in und auch ob die Lösungen in allen Vor-
Gesundheitszentren der Zukunft ermög- eine neue digitale Kommunikationswelt. haben die technische Entwicklung anti-
lichen. Beispiele sind ruckelfreie Bild- Kommunikation findet künftig nicht zipieren.
übertragung bei Eingriffen auf 3D-Bril-
len, Zusammenarbeit von räumlich
verteilten Operateuren, die Echtzeitor-
tung von Patienten und mobile Vital-
parameterüberwachung, aber auch eine
neue Qualität von Logistiksteuerung zig-
tausender Geräte und Gegenstände.
Krankenhäuser, die von der 5G-Tech-
nologie profitieren möchten, müssen
jetzt die richtigen Weichen stellen und
den Ausbau ihrer Infrastruktur angehen.
Neben der Entwicklung von Use Cases
und der Berechnung von Wirtschaftlich-
keitsszenarien ist dabei ein wesentlicher
Schwerpunkt die grundsätzliche Kon-
zeption des Netzes und dessen Betrieb.
Krankenhäuser müssen beispielsweise
entscheiden, ob sie ein virtuelles Seg-
ment (Slice) aus dem Netz eines öffent-
lichen Kommunikationsbetreibers
nutzen möchten oder lieber ein eigenes
Campus-Netz betreiben. Auch Hybrid-
Modelle sind denkbar. Bei der wirt-
schaftlichen Überlegung kommt es nicht
nur auf die Kosten für die Hardware an
– ebenso müssen Lizenzgebühren sowie
Betriebs- und Administrationskosten
berücksichtigt werden. Wesentlich sind Dr. Benedict Gross, Senior Manager bei PwC Deutschland mit den
jedoch die Anforderungen, die sich aus Schwerpunkten Krankenhaus und Kritische Infrastrukturen
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