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Titelthema Kommunikation  TI 2.0 – Möglichkeiten für










           Krankenhäuser






              Krankenhäuser leisten einen wesentlichen Beitrag zur          welche die Smartcards (HBA und SMC-
                                                                            B) im täglichen Gebrauch ablösen. Das
              Gesundheitsversorgung in Deutschland. Von der                 Mitführen des HBA für Ärzte im Kran-
              ambulanten Untersuchung bis zur Notfalloperation:             kenhaus und seine Freischaltung am Kar-
              Entscheidende medizinische Leistungen werden hier             tenterminal entfallen. Die Funktionen
              erbracht. Umso wichtiger ist, dass die Kliniken mit dem       der Konnektoren werden als skalierbare
                                                                            Dienste im Internet zur Verfügung ste-
              übrigen Gesundheitswesen digital vernetzt sind. Die Tele-     hen. Die komplexe Konfiguration von
              matikinfrastruktur (TI) macht es möglich. Die künftige        parallel betriebenen Konnektoren inner-
              TI 2.0 rückt dabei noch stärker die Nutzer in den Fokus.      halb des Krankenhauses entfällt somit
                                                                            ebenfalls.  Daten aus verschiedenen Ver-
              Von Claus-Georg Becker, IT-Architekt, gematik GmbH
                                                                            sorgungsprozessen sollen sich künftig
                                                                            automatisch verknüpfen lassen. Dies und
                ie Anbindung der Krankenhäu-  denste Anwendungen zur Verfügung,   mehr trägt dazu bei, den Datenaustausch
           Dser an die TI ist in vollem Gange;   seien es der auslesbare Notfalldatensatz   im Sinne der Patientenversorgung noch
           seit Anfang dieses Jahres ist sie gesetz-  auf der elektronischen Gesundheits-  einfacher zu machen – innerhalb der Kli-
           lich vorgeschrieben. Das Ziel: Durch den   karte der Versicherten, die elektronische   niken und darüber hinaus.
           Anschluss möglichst aller Akteure des   Patientenakte oder Chatdienste wie der
           Gesundheitswesens  soll  die  Patienten-  künftige TI-Messenger.
           versorgung in Deutschland weiter ver-
           bessert werden. Denn eine zunehmend   Standards für Schnittstellen -
           datenbasierte Medizin braucht den   hohes Sicherheitsniveau
           sektorübergreifenden Austausch von   Damit die Daten jedoch sektorübergrei-
           Informationen, z. B. zwischen Kliniken,   fend  nutzbar  sind,  muss  die Interope-
           Rehaeinrichtungen und Hausärzten. Das   rabilität gewährleistet sein. Gerade für
           Krankenhaus spielt dabei eine entschei-  Krankenhäuser ist das eine Herausforde-
           dende Rolle. Nirgendwo sonst werden   rung, denn ihre IT-Systeme sind oft so
           täglich mehr Menschen untersucht und   heterogen, dass ein schneller Datenaus-
           behandelt. Die so erfassten Labordaten   tausch be- oder sogar verhindert wird.
           und Diagnosen sowie durchgeführten   Die gematik etabliert daher einheitliche
           Behandlungen stellen wichtiges Wissen   Standards für Schnittstellen in Kranken-
           für andere Leistungserbringer dar.   häusern. Seit Mitte 2021 sind die Klini-
               Für den Datenaustausch braucht es   ken mit einer Übergangsfrist von zwei
           die entsprechende Infrastruktur. Genau   Jahren verpflichtet, nur noch Anwen-
           das leistet die TI. Sie ist ein geschlossenes   dungen zu nutzen, die diese Standards
           Netz, in dem nur registrierte Nutzerin-  erfüllen (sogenannte Informationstech-
           nen und Nutzer Informationen austau-  nische Systeme im Krankenhaus, ISiK).
           schen können – verschlüsselt und sicher.     Darüber hinaus entwickelt die
           Dazu zählen neben Krankenhäusern   gematik in den nächsten Jahren die TI
           auch Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeu-  weiter zur TI 2.0. Sie soll komfortabler   Claus-Georg Becker, IT-Architekt bei der
           ten und Apotheken, perspektivisch auch   in der Nutzung werden bei gleichzeitig   gematik GmbH, stellte im Rahmen der KH-IT-
           Pflege- und Rehaeinrichtungen, Physio-  hohem Sicherheitsniveau. So werden   Herbsttagung „Compliance im Krankenhaus“
           therapeuten und Hebammen. Im Rah-  z. B. für eine leichtere Nutzung der TI    im September 2021 das Thema „TI 2.0 – Möglich-
           men der TI stehen den Nutzern verschie-  elektronische Identitäten eingeführt,   keiten für Krankenhäuser“ als Referent  vor.


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