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geschaffen und jetzt strebt man an, dieses gelassenen Ärzten mit n Portalen von Plattform wenig bis keine Chancen in
Problem über die TI und Schnittstellen- Partnern in der Gesundheitsversorgung den Anträgen. Da sie zwar Grundlage
standards zu lösen. Das wird aber nicht konfrontiert zu werden usw. Gleichzeitig der Vernetzung („Netzwerke“) wären,
funktionieren, da der Ansatz und die pri- sollen aber die Krankenhäuser die Ver- aber man gleich strukturierte Partner
orisierten Inhalte „sektoral“ betrachtet antwortung für die Nutzung durch den hätte finden müssen. In der knappen
werden. Patienten tragen (siehe Vereinbarung Antragsphase kaum lösbar, außer man
Geld gibt es ebenfalls nicht in aus- zur Fristverschiebung beim KHZG- hatte so etwas Ähnliches schon in der
reichendem Maße. Das KHZG war der Malus). Wie soll das funktionieren? Gar Pipeline und obwohl es eine elementare
Versuch ein Wahlgeschenk zu machen. nicht! An dieser Stelle wird ein falscher Grundlage ist, die an anderen Stellen in
Das hat zwar im Ergebnis nicht den Ansatz nicht korrigiert, sondern in unzu- den Gesetzen prinzipiell sogar beschrie-
gewünschten Erfolg gebracht (für die reichender Form immer weiter daran ben ist. Daher wäre es ein guter Ansatz
politischen Akteure), aber zumindest herumgeschraubt. Das macht es nicht für einen FTB des KHZG gewesen. Bes-
einen überschaubaren Teil des aufgelau- besser. ser jedenfalls als Portale im aktuellen
fenen „IT“-Defizits der letzten 20 Jahre Was soll der IT-Manager also seinem Zustand. Bestimmt haben viele Experten
kann man abbauen. Bedenkt man aller- Vorstand empfehlen? In vielen Fällen Input zu den Fördertatbeständen des
dings, dass schon vor über zehn bis 15 würde er gerne von Maßnahmen und KHZG geliefert. Ein Problem entsteht
Jahren Erhebungen verschiedener (poli- „Projekten“ abraten, kann das jedoch allerdings, wenn man nur Experten
tisch nicht gehörter und stimmlich nicht nicht, weil es mal wieder irgendeine beruft, die die vorab gewünschten Ant-
gewollter) Institutionen auf ein Defizit Zwangsanweisung durch ein Gesetz gibt worten liefern und nicht die relevanten
von über 11 Milliarden Euro allein für oder man froh ist, überhaupt mal etwas Fragestellungen aufwerfen.
die „Digitalisierung“ der Krankenhäuser Geld bekommen zu können. Dabei ist Im polypolen Markt der IT-Anbieter
hinwiesen, dann ist zwar sehr viel Geld in eine Grundregel des Projektmanage- im Gesundheitswesen zeigen sich jetzt
der TI verschwunden, aber nicht genug ments: Es ist nie zu spät ein Projekt abzu- schon Tendenzen zu Oligopolen, i.d.R.
Ergebnis bei den stets gescholtenen Ver- brechen, es kann immer noch teurer wer- durch Übernahmen von Anbietern. Bei
sorgern angekommen. Im Gegenteil, die den. Abbrechen bedeutet nicht aufhören einem schrumpfenden Markt sind mit-
Versorger werden zu ständigen – und oder aufgeben, sondern neu ansetzen. telfristig Probleme in der Personalversor-
nie voll refinanzierten – Aufwendungen Das scheint der Politik aber unmöglich gung aber auch bei der Finanzierung von
in der TI gezwungen. Da bremsen sich zu sein. Koste es, was es wolle. Also „bas- Produkten zu erwarten, daher sind diese
Anspruch und Realität beim Gesetzge- teln“ wir weiter, gegen alle Widrigkeiten Fusionen sicherlich unverzichtbar und
ber gegenseitig aus. Die Politik begreift und weiterhin primär als Insulaner – weil sorgen im positiven Fall sogar für eine
„Digitalisierung“ immer noch als Digi- Digitalisierung politisch nicht sinnvoll Reduzierung von Produkten und damit
talisierung der Bürokratie und nicht mit Inhalten bzw. angepassten Rahmen- mehr Standardisierung und bessere
als Digitalisierung von Prozessen der bedingungen und einer gesamthaften Reichweite. Die überbordende Kom-
Gesundheitsversorgung. Musterbeispiele Strategie verknüpft ist. Vermutlich weil plexität der Regelungen im deutschen
hierfür sind in der aktuellen Ausprägung der Begriff „Digitalisierung“ schlichtweg Gesundheitswesen führt zudem dazu,
die eAU und die ePA. Mit dem derzeiti- nichts definiert. dass internationale Produkte in der deut-
gen Ansatz erfüllt die ePA keinerlei sinn- Mittlerweile verfügen sicherlich alle schen Nische ebenfalls verteuert werden
vollen Zweck in einer Versorgungskette Krankenhäuser über Kommunikations- oder gar nicht platziert werden können.
über diverse Sektoren, kostet aber erheb- server, was die elementaren Kommuni- Unter diesen Rahmenbedingungen ist
liche Mittel, die an anderer Stelle fehlen. kationsprobleme zwischen den Sekto- es kaum möglich, eine nachhaltige „IT-
Die eAU erzeugt sogar Mehrauf- ren nicht oder nur partiell und bedingt Strategie“ für Krankenhäuser zu entwi-
wand in den Unternehmen. Ein kri- löst. Dafür kann man darauf theoretisch ckeln. Allerdings macht eine Strategie
tisches Beispiel für eine qualifizierte Prozessplattformen wie IHE/FIHR auf- nur für das Krankenhaus, im komple-
Umsetzung aus der KHZG-Förderung setzen – was wiederum nicht explizit xen System der Gesundheitsversorgung,
stellt der Fördertatbestand 2 (Patienten- gefördert wird, aber perspektivisch sinn- ohnehin keinen Sinn. Damit setzt sich
portale) dar. Kein Standard im Markt, zu voll (gewesen) wäre. Leider sind diese die Misere weiter fort. Besserung ist
viele Produkte, keine KIS-Integration Plattformen teuer. Theoretisch gab es nicht in Aussicht.
in den meisten Fällen (und wenn pro- ein „Antrags-Potenzial“ im FTB 9, aber
prietär), kein Interesse bei den nieder- in der Praxis hatte man mit einer reinen
Krankenhaus-IT Journal 6 /2023
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