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Titelthema














              Schließlich zeichnete sich bereits im vergangenen   Service, Support, IT-Wartung und Sicherheit und belasten
           Jahr ab, dass der Zeitrahmen zur Umsetzung nicht mehr   die ohnehin strapazierten Budgets zusätzlich. Damit das
           zu halten ist. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft   nicht zu existenziellen Schieflagen der Einrichtungen führt,
           (DKG) und der GKV-Spitzenverband haben daher eine   und die digitale Transformation auch nach dem KHZG
           Vereinbarung zur Fristverlängerung und zur Umsetzung der   von den Häusern vorangetrieben werden kann, ist hier der
           Digitalisierungsabschläge  (2)  vorgelegt. Die Fristverlängerung   Gesetzgeber gefordert. Denkbar wäre beispielsweise eine
           sieht vor, dass KHZG-Projekte auch nach dem ursprünglichen   Förderinitiative in Form eines „KHZG 2.0“ oder eine mögliche
           Enddatum 2024 abgeschlossen werden können. Voraussetzung   Ausweitung und Neustrukturierung der Förderung aus dem
           ist,  dass  die  Versorgungseinrichtung  Projekte  bis  Ende  2024   Krankenhausstrukturfonds II. Die Mittel aus dem Fonds werden
           beauftragen.                                     bislang, auch aufgrund des komplexen Antragsverfahrens, nur
              Im Zuge der Fristverlängerung tritt außerdem ein neues   in geringem Umfang abgerufen.
           Bewertungskonzept in Kraft, das sich nach den Faktoren „Ver-  Darüber hinaus sollte die Politik einen Paradigmenwechsel
           fügbarkeit“ und „Nutzen“ ausrichtet. In den Jahren 2025 und   anstreben: Weg von Sanktionen, hin zu einer Förderung von
           2026 müssen die Kliniken den Einsatz der verpflichtenden digi-  Häusern, die die Anforderungen des KHZG an Verfügbarkeit
           talen Projekte nicht nachweisen, es genügt eine entsprechende   und Nutzung vollständig erfüllen. Nur so können Innovations-
           Beauftragung, da das Bewertungsverhältnis auf 100 Prozent   projekte nachhaltig gefördert und umgesetzt werden.
           Verfügbarkeit  und  0  Prozent  Nutzen  festgesetzt  wurde.  Um
           anschließend Pönale zu vermeiden, müssen Krankenhäuser bis   Ganzheitliche Strategien statt Insellösungen
           zum 31.12.2027 nachweisen, dass die Projekte in den Fördertat-  Neben den politischen Rahmenbedingungen gibt es durchaus
           beständen 2 bis 6 zu mindestens 60 Prozent genutzt werden. Im   Maßnahmen, die die Krankenhäuser selbst ergreifen können,
           Jahr 2028 liegt der Nutzungsgrad bei 70 Prozent und in den Jah-  um auch nach dem Ende des KHZG gut aufgestellt zu sein.
           ren 2029 bis 2031 muss ein Einsatz von mindestens 80 Prozent   Entscheidend ist vor allem die strategische Ausrichtung, die in
           nachgewiesen werden, um Sanktionen von bis zu 2 Prozent auf   Form einer Digitalisierungsstrategie und einer daraus abgeleite-
           jeden stationären und teilstationären Fall zu vermeiden.  ten IT-Strategie erfolgen sollte. Beide müssen im Einklang mit
                                                            der Unternehmens-/ Medizinstrategie stehen, um auf Basis der
           Die Politik ist in der Pflicht!                  individuellen Ausgangssituation die sinnvollsten und nachhal-
           Die Fristverlängerung des KHZG ist zu begrüßen und verschafft   tigsten Initiativen ableiten zu können. Im Sinne strategischer
           vielen Krankenhäusern Luft. Allerdings ändert sie bisher nichts   Synergien sind die folgenden Fragen entscheidend:
           an den Regelungen zur Refinanzierung der Betriebskosten     ■ Welches medizinische Leistungsportfolio bieten wir
           für die im Rahmen des KHZG angeschafften Systeme. Es   zukünftig an?
           zeigt sich: Die Fristverlängerung ist noch nicht der Weisheit     ■ Welche digitalen Lösungen können das Portfolio flankie-
           letzter Schluss. Es bleibt unklar, wie Kliniken die Folgekosten   rend unterstützen, um das medizinische Leistungsportfolio
           nach Ablauf des Förderzeitraums refinanzieren können. Mit   in möglichst hoher Qualität umzusetzen?
           zunehmender Digitalisierung steigen aber auch die Kosten für     ■ Sind die digitalen Lösungen mit den vorhandenen IT-
                                                               Ressourcen prozessual, personell und technisch abbildbar?





















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