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Doch solange vorerst nicht mit zusätzlichen Mitteln zu
rechnen ist und auch der Fachkräftemangel in den IT-Abteilungen
unverändert hoch bleibt, sollten die Krankenhäuser die
Möglichkeiten eines gemeinsamen Ressourceneinsatzes
durch übergreifende Kooperationen mehrerer Einrichtungen
prüfen. Auch Technologiepartnerschaften können ein probates
Instrument sein, den digitalen Ausbau weiter voranzutreiben
und gleichzeitig kostensenkend zu wirken. Insbesondere
Kooperationen mit Start-ups können mit interessanten
Innovationen wichtige Impulse für die Digitalisierung liefern
und durch Beteiligungsmodelle profitabel sein.
Fazit
Das KHZG markiert einen wichtigen Auftakt zur Schließung
Jörg Redmann, Partner Curacon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der Digitalisierungsdefizite im hiesigen Gesundheitswesen.
und Geschäftsführer Sanovis GmbH Dabei stellt die befristete Förderung digitaler Maßnahmen
zwar einen positiven Impuls dar, erfordert aber gleichwohl
Die digitale Transformation geht nicht ohne sehr hohe Anstrengungen auf politischer, krankenhaus- und
steigende IT-Budgets krankenkassenseitiger Ebene; insbesondere um die gesteigerten
Gemäß der jüngsten Curacon-Studie ‚Benchmark IT-Kosten zu kompensieren bzw. zu finanzieren. Der eingeleitete
Krankenhaus-IT‘ betrug die durchschnittliche IT-Budget- digitale Wandel verlangt ein neues Rollenverständnis der
Quote (Verhältnis von IT-Budget zu Krankenhaus- IT. Die IT darf künftig nicht mehr als reiner Kostenfaktor
Umsatzerlösen) im Jahr 2022 3,1 Prozent. Dieser Betrag wird gesehen werden, sondern muss sich als Business-Partner
jedoch bei weitem nicht ausreichen, um die Digitalisierung zu einem strategischen Erfolgsfaktor für Effizienz- und
hiesiger Krankenhäuser auf ein international vergleichbares Effektivitätssteigerung im Krankenhaus entwickeln,
Niveau zu bringen und weiterzuentwickeln. In der idealerweise bis hin zum Enabler neuer Geschäftsmodelle. Der
Studie gibt Herr Thomas Kleemann (Leiter der Abteilung Transformationsprozess des Gesundheitswesens ist in vollem
Informationstechnologie, Klinikum Ingolstadt) zu bedenken, Gange – ein kontinuierlicher und keineswegs zum Nulltarif zu
„dass das KHZG nicht mit einer Vollfinanzierung unserer bewältigender Vorgang. Das Bewusstsein für die strategischen
Reifegraderhöhung gleichzusetzen ist. Über das KHZG Komponenten und die Notwendigkeit fortwährender
hinaus ist es absolut sinnvoll und notwendig, den Betrag Anstrengungen sind unabdingbar, um den Erfolg langfristig zu
aufzustocken, um den versierten Reifegrad zu erreichen, denn gewährleisten und im Wettbewerb zu bestehen.
dauerhaft werden nach dem Ende der KHZG-Förderung eher
6 bis 7 Prozent Budget-Quote erforderlich sein. Nur so kann
die notwendige Agilität zur Fortführung und Ausbau der
Digitalisierung gewährleistet werden. Oder wollen wir in fünf
Jahren alles wieder rückabwickeln?“.
Die fehlende Finanzierung der Digitalisierung
kann durch einzelne gute Lösungsansätze nur
bedingt kompensiert werden
Ein Blick auf die aktuelle Finanzierung durch das System der
dualen Krankenhausfinanzierung verspricht leider noch keine
Entwarnung nach 2024 durch die Deckung der gestiegenen
IT-Betriebskosten. Zwar sind durch die gestiegenen
IT-Betriebskosten in der InEK-Kalkulation zukünftig höhere
Kostenanteile in den DRGs für die medizinische und nicht-
medizinische Infrastruktur zu erwarten, angesichts der
unveränderten Landesbasisfallwerte fließen jedoch vorerst
keine zusätzlichen Mittel. Hier muss der Druck auf den
Gesetzgeber erhöht werden, das Krankenhausentgeltgesetz zu
novellieren, um die gestiegenen Betriebskosten als Folge des
KHZG in die Landesbasisfallwerte einzubeziehen. Raphael Schmillenkamp, Junior Berater Sanovis GmbH
Krankenhaus-IT Journal 6 /2023
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