Page 76 - Krankenhaus-ITJournal_062021
P. 76
Der Bundesverband der Krankenhaus IT-Leiterinnen / Leiter e. V.
Session KH-IT
„Telematikinfrastruktur
heute und morgen“
auf der Jahrestagung der GMDS am 28.09.2021
Die 66. Jahrestagung der GMDS, in Verbindung mit dem 12. TMF-Jahreskongress fand als
Online-Konferenz zwischen dem 26. und 30. September 2021 statt. Für die Session
„Telematikinfrastruktur heute und morgen“ hatte der wissenschaftliche Beirat des KH-IT,
Prof. Dr. Martin Staemmler von der Hochschule Stralsund als Organisator und Moderator der
Session ein interessantes Programm zusammengestellt, das durch repräsentative Vertreter
dreier Gruppierungen vorgetragen wurde.
Als ein Vertreter für die Kliniken referierte Thomas Dehne, Als Fazit kann man feststellen:
Leiter Geschäftsbereich IT der Universitätsmedizin Rostock ■ viele Fragestellungen sind offen und ungeklärt
und Vorstand IHE Deutschland e.V., zum Thema „TI - aus Sicht ■ schlechtes Marketing – sowohl bei den Leistungserbringern
eines Krankenhauses oder TI - wie wir aus einem Krankenhaus in den Kliniken (Ärzte, Pflege, Verwaltung) als auch bei
viele kleine Arztpraxen bauen“. den Bürgern/Patienten zu deren Möglichkeiten (siehe Nut-
Kurzfassung des Vortrags (Dehne/Schlegel): Die jetzige zungsgrad) – erschwert die Umsetzungen
und geplante TI beruht auf der Konzeption der gematik mit ■ die fehlenden Implementierungen in den SW-Systemen
der Definition rechtsverbindlicher Standards und Spezifikati- (nach dem Prinzip „Jugend forscht“) verzögern die Produk-
onen für alle Komponenten und Dienste, die in der Telemati- tivsetzung
kinfrastruktur verwendet werden. Ein grundlegendes Problem ■ die unübersichtliche Lage bezüglich Sanktionen führt
besteht darin, dass die gematik bisher nur bis zur Eingangstür bei der Priorisierung von Vorhaben zu Unsicherheiten im
des Krankenhauses gedacht hat und es wie eine Arztpraxis Management
behandelt. Die Prozesse und komplexen Strukturen in einem ■ die fehlende abschließende Klärung der Refinanzierung
Krankenhaus finden hierbei keine Berücksichtigung. Die erschwert die Planungen
Anwendungen werden den Ablauf bei der Patientenbehandlung ■ für die IT-Betreuung kommt enormer Mehraufwand auf
maßgeblich verändern bzw. behindern (siehe Originalvortrag die Krankenhäuser zu
im Mitgliederbereich des KH-IT). ■ die hohe notwendige Anzahl an SMC-Karten (KH, Ambu-
lanzen, Ermächtigungen, Apotheke) und die daraus resul-
tierende hohe Anzahl an Lesegeräten erhöht die Komple-
xität
■ das Verständnis für die Verwendung und Nutzung der Sig-
natur ist nicht ausgeprägt.
Die Einführung der TI ist nur zu einem geringen Anteil ein
IT-Projekt; der Schwerpunkt liegt in der Prozessveränderung
der klinischen Abläufe. Damit stellt sich die Frage, wer im
Krankenhaus für den Gesamtprozess die Verantwortung über-
nimmt? Welche Entscheidungsalternativen sind möglich?
Umsetzung der TI oder die Sanktionen in Kauf nehmen? Die
Prof. Dr. Martin Staemmler, Hochschule Stralsund, Entscheidung gegen die TI kann nur eine temporäre Haltung
war Organisator und Moderator der Session sein, bis hoffentlich praktikablere Lösungen implementiert
„Telematikinfrastruktur heute und morgen“. werden können (TI 2.0?).
Krankenhaus-IT Journal 6 /2021
76