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Der Bundesverband der Krankenhaus IT-Leiterinnen / Leiter e. V.


           Session KH-IT

          „Telematikinfrastruktur



           heute und morgen“



           auf der Jahrestagung der GMDS am 28.09.2021




               Die 66. Jahrestagung der GMDS, in Verbindung mit dem 12. TMF-Jahreskongress fand als
               Online-Konferenz zwischen dem 26. und 30. September 2021 statt. Für die Session
              „Telematikinfrastruktur heute und morgen“ hatte der wissenschaftliche Beirat des KH-IT,
               Prof. Dr. Martin Staemmler von der Hochschule Stralsund als Organisator und Moderator der
               Session ein interessantes Programm zusammengestellt, das durch repräsentative Vertreter
               dreier Gruppierungen vorgetragen wurde.



           Als ein Vertreter für die Kliniken referierte Thomas Dehne,   Als Fazit kann man feststellen:
           Leiter Geschäftsbereich IT der Universitätsmedizin Rostock     ■  viele Fragestellungen sind offen und ungeklärt
           und Vorstand IHE Deutschland e.V., zum Thema „TI - aus Sicht     ■ schlechtes Marketing – sowohl bei den Leistungserbringern
           eines Krankenhauses oder TI - wie wir aus einem Krankenhaus   in den Kliniken (Ärzte, Pflege, Verwaltung) als auch bei
           viele kleine Arztpraxen bauen“.                     den Bürgern/Patienten zu deren Möglichkeiten (siehe Nut-
              Kurzfassung des Vortrags (Dehne/Schlegel):  Die jetzige   zungsgrad) – erschwert die Umsetzungen
           und geplante TI beruht auf der Konzeption der gematik mit     ■ die fehlenden Implementierungen in den SW-Systemen
           der Definition rechtsverbindlicher Standards und Spezifikati-  (nach dem Prinzip „Jugend forscht“) verzögern die Produk-
           onen für alle Komponenten und Dienste, die in der Telemati-  tivsetzung
           kinfrastruktur verwendet werden. Ein grundlegendes Problem     ■ die  unübersichtliche  Lage  bezüglich  Sanktionen  führt
           besteht darin, dass die gematik bisher nur bis zur Eingangstür   bei der Priorisierung von Vorhaben zu Unsicherheiten im
           des Krankenhauses gedacht hat und es wie eine Arztpraxis   Management
           behandelt. Die Prozesse und komplexen Strukturen in einem     ■ die fehlende abschließende Klärung der Refinanzierung
           Krankenhaus finden hierbei keine Berücksichtigung. Die   erschwert die Planungen
           Anwendungen werden den Ablauf bei der Patientenbehandlung     ■ für die IT-Betreuung kommt enormer Mehraufwand auf
           maßgeblich verändern bzw. behindern (siehe Originalvortrag   die Krankenhäuser zu
           im Mitgliederbereich des KH-IT).                    ■ die hohe notwendige Anzahl an SMC-Karten (KH, Ambu-
                                                               lanzen, Ermächtigungen, Apotheke) und die daraus resul-
                                                               tierende hohe Anzahl an Lesegeräten erhöht die Komple-
                                                               xität
                                                               ■ das Verständnis für die Verwendung und Nutzung der Sig-
                                                               natur ist nicht ausgeprägt.


                                                            Die Einführung der TI ist nur zu einem geringen Anteil ein
                                                            IT-Projekt; der Schwerpunkt liegt in der Prozessveränderung
                                                            der klinischen Abläufe. Damit stellt sich die Frage, wer im
                                                            Krankenhaus für den Gesamtprozess die Verantwortung über-
                                                            nimmt? Welche Entscheidungsalternativen sind möglich?
                                                            Umsetzung der TI oder die Sanktionen in Kauf nehmen? Die
           Prof. Dr. Martin Staemmler, Hochschule Stralsund,   Entscheidung gegen die TI kann nur eine temporäre Haltung
           war Organisator und Moderator der Session        sein, bis hoffentlich praktikablere Lösungen implementiert
           „Telematikinfrastruktur heute und morgen“.       werden können (TI 2.0?).




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