Page 45 - KH_IT_124_FINAL
P. 45

Telemedizin –







 Wunsch oder Wirklichkeit?



               Die Finanzierung des Weges vom Piloten in
               die Anwendung muss gesichert sein
               Es ist also ein langer Weg, von der Erprobung einschließlich
               Nutzennachweiserbringung bis zur telemedizinischen Anwen-
               dung. Vielen geht auf diesem Weg die Puste – oder vielmehr
               das Geld – aus. Denn Förderungen enden häufig mit Abschluss
               des Pilotprojektes. In den Jahren, die es braucht, bis die Anwen-
               dungen und Prozesse in der Regelversorgung aufgenommen
               werden, können die Ansätze nicht weiterfinanziert und umge-
               setzt werden. Neben dem zukunftsgerichteten Geschäftsmodell
               muss während der Entwicklung also bereits an einem langfris-
               tig ausgelegten Finanzierungsplan gearbeitet werden, sodass
               telemedizinische Anwendungen und Versorgungsabläufe auch
               tatsächlich verstetigt werden können.

               Telemedizin am Versorgungsalltag und dem
               Bedarf ausrichten

               Letztlich hilft die beste Technik nichts, wenn sie nicht angewen-
               det wird.  So liegt in der Nutzung telemedizinischer Anwen-
               dungen gerade für ältere, digital weniger affine Menschen eine
               Herausforderung. Diese sind jedoch auf der anderen Seite die
               Patienten, die mitunter am stärksten von telemedizinischen
               Anwendungen und Abläufen profitieren würden. Hier braucht
               es also vor allem entsprechende Strategien zur Nutzen-Befähi-
               gung z.B. durch Anwendungsschulungen.
                  Für Ärzte wiederum ist es entscheidend, dass der Mehr-
               aufwand durch die telemedizinische Versorgung so gering wie
               möglich gehalten und vergütet wird. Ein klar erkennbarer Nut-
               zen und signifikante Zeitersparnis erhöhen die Akzeptanz der
               Versorgenden und sind Haupttreiber für den Erfolg telemedizi-
               nischer Angebote. Im Versorgungsalltag können beispielsweise
               Lotsen helfen, die Brücke zwischen Versorgenden, Patienten
                                                                Stefanie Springer, BANSBACH ECONUM
               und telemedizinischen Anwendungen bzw. telemedizinischen   Unternehmensberatung GmbH
               Versorgungsprozessen zu schlagen.
                  Ob aus Patienten- oder Versorgersicht, es ist sehr zu emp-
               fehlen, die Nutzer direkt in den Innovationspfad telemedizi-
               nischer Anwendungen einzubeziehen. So werden telemedizi-
               nische Entwicklungen direkt am Bedarf ausgerichtet und der
               Kreislauf der medizinischen Translation geschlossen werden.
                  Abschließend lässt sich sagen: Die Chancen durch Tele-
               medizin sind vielversprechend, der Weg von der Idee in die
               Anwendung ist lang und bedarf entsprechender Planung und
               Vorbereitung.


               Krankenhaus-IT Journal 1 /2024
                                                                                                                45
   40   41   42   43   44   45   46   47   48   49   50