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Pflegerische Anwendungssysteme Die berufsgruppenspezifische Dokumentation in eigen-
und berufsgruppenübergreifende ständigen Anwendungssystemen wie in Pflegeinformationssys-
Patientendokumentationen temen oder klinischen Arbeitsplatzsystemen sollte zukünftig
Pflegerische Anwendungssysteme sind heute im professionellen der Vergangenheit angehören, es sollte die Etablierung einer
pflegerischen Alltag allgegenwertig, da eine große Vielfalt an berufsgruppenübergreifenden Patientendokumentation for-
Daten und Informationen in der handlungs- und wissensbe- ciert werden. Denn aktuell nutzt die Pflege im interdisziplinä-
zogenen Profession Pflege zu erfassen und zu verarbeiten ist. ren Versorgungsprozess viele Anwendungssysteme, welche auch
Ohne digitale Werkzeuge ist dies heutzutage kaum mehr denk- von anderen Professionen verwendet werden. Diese Vielfalt an
bar (Hübner et al., 2023, S. 35). Da die Pflege eine Vielzahl an Anwendungssystemen erschwert die Informationslogistik, denn
informationsverarbeitenden Aufgaben im Kontext der Patien- die Informationen sind in sehr vielen Anwendungssystemen
tenversorgung übernimmt, ist es nachvollziehbar, dass selten verteilt gespeichert, was das Finden und Zusammenführen von
ein einziges Anwendungssystem alle Aufgaben in der Pflege Informationen erschwert und zu widersprüchlichen Daten füh-
allein erfüllen kann. ren kann (Hübner et al., 2023, S. 36). Aus Patientensicht kann
Die Pflege ist im Krankenhaussetting vielfach der zentrale sich dies zum Beispiel im Rahmen der Anamneseerfassung vor
Ansprechpartner im interdisziplinären Versorgungsprozess und einer Operation (z. B. Operateur, Anästhesist, Pflegekraft)
fungiert quasi als „Informationsdrehscheibe“ in einem multi- dadurch widerspiegeln, dass der Patient den verschiedenen
professionellen Team - dieser Rolle müssen auch die Anwen- Professionen wiederholt die gleichen Informationen zu seinem
dungssysteme gerecht werden. Gesundheitszustand geben muss.
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GMDS-Praxisleitfaden „Das vernetzte Gesundheitswesen“